Die spektrale Empfindlichkeit der ASI 294 MC Pro

Wie sich gezeigt hat, werden mit diesem Sensor aufgenommene Spektren durch seine unterschiedliche Empfindlichkeiten für die verschiedenen Wellenlängen stark beieinflußt. Dies zu korrigieren ist im Prinzip einfach: Man dividiert das Kontinuum eines aufgenommenen Spektrums durch das Kontinuum eines Referenzspektrums des aufgenommen Sterns. So erhält man das Response-Spektrum des Sensors, also wie gut oder schlecht der Sensor die verschiedenen Wellenlängen aufnimmt. Die unterschiedlichen Empfindlichkeiten des Sensors werden beseitigt, indem das aufgenommene Spektrum durch das Response-Spektrum dividiert wird.

Soweit gut. Aber woher bekommt man die Referenzspektren und wie extrahiert man das Kontinuum? Für mein Rigel-Spektrum vom 15.03. finde ich ein passendes Referenzspektrum (B8I) im Programm Visual Spec im Menü unter Assistant/Library und das wird sogar automatisch auf die Dispersion meines Spektrums skaliert. Aber wie extrahiert man das Kontinuum? Das Referenzspektrum sieht so aus:

Mit z.B. einem starken Gaussfilter: Operation/Gaussian Filter.. sigma = 10 wird das Spektrum geglättet und sieht nun so aus (orange Linie):

Die orange Linie ist nahe am Kontinuum des Referenzspektrums. Aber bei dem aufgenommenen Spektrum ist die Extraktion des Kontinuums schwieriger.
Aber ein Gaussfilter mit sigma = 2 scheint die Sache ganz gut zu machen:


Hier ist wieder die orange Linie nahe am Kontinuum des Spektrums

Dividiert man nun das Kontinuum des aufgenommenen Spektrums durch das Kontinuum des Referenzspektrums, dann sieht das Ergebnis so aus:


Dieser Verlauf zeigt ein erstes Bild der spektralen Empfindlichkeit des ASI 294 MC Pro Sensors.

Nicht berücksichtigt sind hier irdische und himmflische Einflüsse auf das aufgenommene Spektrum und es wäre sicher gut, mehrere solcher Responselinien zu mitteln.
Aber was passiert wenn ich das aufgenommene Spektrum durch diese (erste) Responselinie dividiere?

Das Ergebnis (aufgenommenes Spektrum dividiert durch Response) zeigt die grüne Linie, das Referenzspektrum ist in purpur.

Das paßt doch ganz ordentlich. Interessant sind hier die Differenzen zwischen den beiden Spektren. H-gamma (4350) und H-beta (4861) sind in meinem Spektrum nicht zu erkennen. Das Minimum der O2-Bande (7605) ist in meinem Spektrum prominent. Andere Unterschiede sind wohl auf den noch recht unregelmäßigen Verlauf der Responselinie zurückzuführen.

Beim Fokussieren auf die O2-Bande (7605) witd der Stern selbst (0) unscharf. Wenn man davon ausgeht, das die Unschärfe von 7605 nach 0 gleichmäßig wächst, dann gibt es bei 4350 schon (7605 - 4350) / 7605 = 0,43 (43%) der Unschärfe des Stern. Dieses Maß an Unschärfe könnte H-gamma in meinem Spektrum unsichtbar gemacht haben. Es bietet sich also an, mal auf das kurzwellige Ende des Spektrums zu fokussieren und auf f/4 abzublenden.

Mit dem oben beschriebenen Verfahren lassen sich die Empfindlichkeiten der drei Farbkanäle auch einzeln ermitteln nachdem das Farbbild in die drei Farben aufgeteilt ist. Danach ist es einfacher das jeweilige Kontinuum zu extrahiere. Nach der Division durch das Refenzspektrum zeigen sich dann ähnliche Responselinien wie im Manual der ASI 294 MC Pro:


Response der ASI 294MC Pro für Blau, Grün und Rot (von links nach rechts)